Im Mai 2009 entstanden im Verlauf von drei Doppelstunden im textilen Werkunterricht Kissen in der Größe 40x40 cm. Dabei wurde eine traditionelle Patchworktechnik mit Stickquadraten aus Afghanistan verbunden. Die Jugendlichen erlernten dabei den Umgang mit Rollschneider, Lineal und Schneidematte sowie der Nähmaschine, indem sie selbständig Stoffstreifen zuschnitten und diese dann im Blockhaussystem an die Stickquadrate nähten. Es enstanden dabei individuelle Kissen, da jedes Mädchen freie Auswahl bei den Stickquadraten und auch bei den Stoffen hatte.
Fäden verbinden Frauen und Mädchen- Ein interkulturelles Projekt des Faches Textilarbeit etabliert sich im Unterricht.
Im kriegszerstörten Afghanistan hat die Deutsch-Afghanische Initiative (DAI e.V.) ein Stickprojekt ins Leben gerufen, das Frauen und Mädchen ein kleines, aber regelmäßiges Einkommen ermöglicht. Mädchen in der Nähe von Kabul erlernen das Sticken im Rahmen des Projekts und fertigen kleine Stoffquadrate mit Ornamenten nach alten, traditionellen Mustern. Die Handstickerei ist ein in sich abgeschlossenes Ornament, das in einer jahrhundertealten Handwerkstradition steht und daher eine ganz eigene Ausdruckskraft der Farben und Formen besitzt. Für die Schülerinnen der 8d bestand die Aufgabe nun darin, dieses Ornament in einen Gegenstand des alltäglichen Lebens einzufügen und damit etwas Neues und Eigenes zu schaffen. Nachdem die Schülerinnen der 8a im vergangenen Jahr Taschen gefertigt hatten, die auch in der Ausstellung "Fäden verbinden Frauen" im Alten Stadttheater zu sehen waren, fiel diesmal die Wahl auf Kissen. Diese wurden in Patchworktechnik genäht, welche den Rahmen für die afghanische Stickerei bildet. Neben handwerklichen Fähigkeiten erfordert diese Technik auch ein feines Gespür für die Kombination von unterschiedlichen Stoffen, Farben und Mustern. Im Ergebnis sollen ja die beiden Arbeiten unterschiedlicher Kulturen miteinander harmonieren. Ein solch besonderer Umgang mit Material und Technik sprengt den Rahmen des normalen Unterrichts und konnte nur durch die nun schon bewährte Zusammenarbeit mit den Frauen von JURA STOFF WERK durchgeführt werden. Durch das Arbeiten in kleinen Gruppen und den Austausch mit den in der Technik erfahrenen Frauen und die riesige Stoffauswahl fanden die Mädchen individuelle Farbkombinationen und lernten deren Harmonie. Im Ergebnis sind sehr ansprechenden Kissen entstanden. Die Mädchen haben erlebt, wie man einen Gebrauchsgegenstand selbst gestaltet, so dass sie jetzt auch Qualität besser beurteilen können. Hinzu kommt die Erfahrung, dass man durch geduldiges Hinsehen und Probieren auch mit Produkten ganz unterschiedlicher Kulturkreise eine neue Harmonie erzeugen kann, eine Fähigkeit, die in unserer globalisierten Welt dringend nötig ist.
Sonja Zimmer, Fachlehrerin Eichstätt